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Von Batumi nach Plovdiv

Bevor es in den Bus nach Istanbul geht, lege ich mich noch an den Strand und bade das erste mal im Schwarzen Meer. In einer Strandbar läuft gute elektronische Musik. Es lässt sich hier durchaus aushalten. Ich stelle leider fest, dass meine Kamera nicht mehr funktioniert. Sie hat wohl gestern zu viel Regen abbekommen. In Istanbul gibt es einen Fujifilm-Laden und ich hoffe, sie dort reparieren lassen zu können.

Am Schuhladen hält dann wirklich ein Bus nach Istanbul, zwar nicht das Bus-Unternehmen, mit dessen Logo der Laden wirbt (Metro Bus), aber immerhin das Ziel stimmt. Nachdem mein Fahrrad im Bus ist und ich einsteigen will, macht der Busbegleiter Anstalten wegen meines Rucksacks als Handgepäck. Der Schuhverkäufer, der mir das Ticket verkauft hat, überredet ihn dann mich mit Rucksack reinzulassen. Die Gepäckablagen im Bus sind fast komplett leer und ich versteh nicht, was das Problem ist. An der Grenze zur Türkei, wo ich das Fahrrad und die Taschen nochmal aus- und einladen muss, ahne ich dann den Grund. Zwischen den Grenzkontrollen der beiden Länder gibt es einen Duty-Free-Shop und der Busbegleiter fragt mich, ob ich Zigaretten und Schnaps für ihn über die Grenze transportiere. Ich lehne ab. Er findet dann aber genug Leute, die es machen und stapelt bestimmt zehn prall gefüllte Beutel mit Zigaretten und Schnaps in die Gepäckablagen des Busses.

Ansonsten ist es eine entspannte Busfahrt und ich komme ausgeruht in Istanbul an, wo ich gleich den Fujifilm-Shop ansteuere. Dort können sie die Kamera auch nur einschicken und es kann bis zu drei Wochen dauern, bis ich sie zurück habe. Das ist keine Option für mich. Ein neues Gehäuse ist mir auch zu teuer und ich beziehe erstmal mein Airbnb-Zimmer und will versuchen ob ich vielleicht eine gebrauchte Kamera bekomme. Ich versuche meine Kamera nochmal einzuschalten und siehe da: sie geht wieder. Ich freue mich sehr. Nächster Punkt auf meiner ToDo-Liste: ich will versuchen, eine neue Hinterradnabe und neue Speichen zu bekommen. Das Hinterrad läuft seit Wochen nicht mehr richtig rund und hatte mittlerweile sechs Speichenbrüche. In Besiktas, was in Laufentfernung von meinem Zimmer nahe des Taksim-Platzes liegt, gibt es einen Fahrradladen, der vertrauenswürdig aussieht und sogar Scott-Händler ist. Ich hoffe, dass, wenn ich da mit meinen 1991er Scott-Bike auftauche, sie zusätzlich motiviert sind, mir zu helfen. Das scheint dann auch so zu sein. Sie sagen, dass sie das Neu-Einspeichen normalerweise nicht machen. Sie nehmen aber meinen Grashüpfer entgegen und haben auch eine passende Nabe.

Nach vier Tagen, in denen ich Istanbul noch etwas weiter erkunde, hab ich das Rad zurück und es fährt sich endlich wieder richtig gut.

Am nächsten Tag starte ich dann auf die ca. 2500km zurück nach Berlin. Erst entlang des Bosporus und dann die mehrspurigen Highways umgehend erst durch schönen Wald, dann einen vermüllten Fluss entlang, unter einem Autobahnviadukt hindurch, wo ich mit dem Rad drei mal durch einen Fluss waten muss.

Da es wohl die letzten heissen Sommertage der Tour sind, mache ich auf dem Weg Richtung Bulgarien nochmal einen höhenmeterintensiven Abstecher zum Schwarzen Meer und lege ausgiebige Badepausen ein.

Dann geht es mit viel Gegenwind in Richtung bulgarischer Grenze. Es gibt verschiedene Grenzübergänge, die zur Option stehen. Ich entscheide mich für die Route, die nochmal kurz einen Abstecher nach Griechenland macht, was sich als gute Wahl herausstellt. Schöne Landschaften, leere Strassen und ich bin der Einzige an den Grenzkontrollen.

Auf einem netten kleinen Campingplatz in Biser feiere ich dann meine Rückkehr in die EU mit einer Flasche köstlichen bulgarischen Rotweins. Bulgarien hat eine stark schrumpfende Bevölkerungszahl (aktuell gerade mal ca. 6 Mio Einwohner) und dementsprechend sieht man auch sehr viel verlassene Gebäude auf der Strecke. In einem Supermarkt, in dem ich schon den Korb hungrig vollgepackt habe, kann ich nicht mit Kreditkarte zahlen und muss ohne Lebensmittel von dannen ziehen. Zum Glück habe ich noch 4 Lev, umgerechnet 2 Euro, vom Umtausch meiner restlichen türkischen Lira und kann damit ausreichend Gemüse am Strassenrand kaufen um satt zu werden. An einer kleinen Kirche finde ich einen traumhaften Picknickplatz, wo ich mein Zelt aufstelle und das Gemüse zubereite.

Am nächsten Tag geht es weiter gegen den Wind nach Plovdiv, eine der ältesten Städte Europas, wo ich in einem wunderschönen Hostel unterkomme und mit hausgemachter Limonade empfangen werde. Hier bleibe ich ein oder zwei Nächte, bevor es weiter Richtung Rila-Gebirge geht, wo der höchste bulgarische Berg und der höchste Balkan-Berg, der Musala, auf mich wartet.

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