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Von Prag nach Berlin

In Prag gönne ich mir nochmal einen Ruhetag. Mein Sightseeing beschränkt sich aber auf eine kleine Brauerei und einen lauschigen Biergarten. Am nächsten Tag geht es auf schönen Wegen entlang der Moldau bis zur Elbe, wo ich einen idyllischen Schlafplatz am Wasser finde.

Auf dem Weg entlang der Elbe Richtung Deutschland liegt Theresienstadt, eine Festungsstadt, in der von den Nazis 1941 ein Konzentrationslager errichtet wurde, das als Durchgangslager für Juden diente, die nach Auschwitz deportiert wurden. Ich besichtige das ehemalige Gestapo-Gefängnis in der kleinen Festung.

Im Elbsandsteingebirge überquere ich die Grenze nach Deutschland. Die herbstliche, felsige Landschaft ist immer wieder schön und steht in hartem Kontrast zur Schaufenstergestaltung in Bad Schandau.

Der letzte Berg der Tour ist auf dem Weg zur Spree nach Bautzen zu überqueren. In den ersten beiden Tagen in Deutschland fliegt abends ein Hubschrauber mit Suchscheinwerfer über mein Zelt und ich komme mir etwas überwacht vor. Ich werde aber letztlich in Ruhe gelassen.

Der herrliche Spree-Radweg, dem ich bis Berlin folge, führt durch pilzreiche Wälder und ich kann mir an zwei Tagen mein Abendessen im Vorbeifahren einsammeln.

Meine Fahrt durch den Spreewald ist leider komplett verregnet und ich saue mich und Grashüpfer nochmal ordentlich ein. An dem anvisierten letzten Schlafplatz vor Berlin in Berkenbrück findet gerade ein Dorffest mit lauter Schlager-Musik (Der Wendler) statt und ich fühle mich dort wie ein Ausserirdischer. Also radle ich noch ein paar Kilometer weiter Richtung Berlin. Es breitet sich eine seltsame Leere in mir aus. Ich finde dann noch einen guten Platz an der Spree, wo ich das letzte Mal das Zelt aufbaue und Spaghetti und Tee koche.

Am nächsten Morgen radle ich noch eine halbe Stunde nach Hangelsberg, wo mich Katja, Christian und Maarten empfangen, um die letzten Kilometer gemeinsam zu fahren. Meine Eltern und weitere Freundinnen und Freunde stossen an verschiedenen Biergärten auf dem Weg dazu oder kommen vorbei um Hallo zu sagen. Ein gelungener Empfang.

Als ich dann in meiner Wohnung bin, fühl ich mich erstmal etwas fremd und erschlagen von den ganzen Dingen, die man so besitzt und ohne die ich ein halbes Jahr bestens ausgekommen bin. Ich flüchte mich in die Wanne und dann ins Bett. Am nächsten Morgen fühl ich schon wieder etwas heimischer.

THE END