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Von San Marino nach Rom

Nächstes Ziel ist Rom. Dazu muss ich durch die Apenninen, die Gebirgskette, die fast ganz Italien durchzieht. Die Gegend ist sehr grün und dünn besiedelt. Ich muss eine Menge Höhenmeter hinter mich bringen. Trotz der dünnen Besiedelung gestaltet sich die Zeltplatzsuche schwierig. Jedes halbwegs ebene Stück Wiese ist eingezäunt. Erst um 21Uhr finde ich einen passablen Platz. Ein unheimliches Tiergeräusch, das klingt wie ein Bär, dringt aus dem Wald. Ich will googeln, ob es in der Gegend Bären gibt, aber leider kein Internetempfang. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass, wenn es hier Bären gäbe, es sicher Hinweisschilder geben würde. Ich verzichte aber auf das Kochen, um einen etwaigen Bären nicht noch mit leckeren Essensgerüchen anzulocken. Später erfahre ich, dass es in dieser Gegend der Apenninen keine Bären gibt.

Den nächsten Tag geht es weiter steil bergauf, eine halbe Stunde schiebe ich das Rad über unfahrbare Wege. Irgendwann geht es nicht mehr weiter, da Äste von Waldarbeiten den weiteren Weg unpassierbar machen. Also wieder den Weg zurück. Nach einer grossartigen Abfahrt ohne Verkehr geht es Richtung Perugia, die Hauptstadt der Region Umbrien. Nach einem herrlichen zugewachsenen Weg am Tevere (Tiber) geht es wieder den Berg hoch zu einem wunderschönen kleinen B&B/Zeltplatz. Vor mir fährt ein Paar auf einem Motorroller über einen Huckel und verliert dabei in hohem Bogen Handy und zwei Schachteln Zigaretten, was sie nicht bemerken. Zum Glück kommen gerade keine Autos und ich kann die Sachen von der Strasse retten. Ich gebe sie auf dem Zeltplatz ab und später werden die Sachen vom Besitzer abgeholt. Am Abend werde ich noch von Elisabeta und Gabriele aus Rom zu einem Bier eingeladen und als sie hören, dass ich auch nach Rom will, laden sie mich ein, bei Ihnen zu wohnen.

Da ich gestern das erste mal über 100km gefahren bin, gönne ich mir einen Ruhetag, geniesse den Ausblick von meinem Zelt, lese, wasche Klamotten und nehme den Bus ins Zentrum von Perugia. Die Stadt, die auf einem steilen Hügel gebaut ist, begeistert mich. Unheimlich schöne alte Gebäude und überwältigende Ausblicke auf die Umgebung. Vor einem Supermarkt gebe ich einem Bettler 50 Cent, woraufhin er mir ein Brot im Wert von einem Euro zurück gibt. Ich bin etwas verwirrt, aber dann zeigt er mir seinen Brotvorrat, der wohl von anderen Spenden stammt. Ich freue mich über das Brot und dieses bisher noch nicht erlebte Erlebnis.

Weiter geht es am Tiber entlang. In einem Naturschutzgebiet kann ich ein grasendes Wildschwein mit dem Fernglas in Ruhe beobachten. Pollen (Sind es Pollen?) bedecken den ganzen Wald und schaffen ein mystische Atmosphäre.

Mein Alu-Frontgepäckträger bricht und ich bin etwas enttäuscht vom Material Aluminium, was für Touren, wie meine, anscheinend nicht wirklich zu gebrauchen ist. Zum Glück kann ich den Träger mit einem Gummiband fixieren, so dass es bis Rom noch gehen wird.

Es geht steile Strassen hinauf, die alle Steigungen bis hierher in den Schatten stellen und als ich in den von Wasserfällen umgebenen Ort Nepi komme, freue ich mich auf eine Dusche unter einem Wasserfall. Leider muss ich feststellen, dass es ein Abwasserfall ist und die Dusche ausfallen muss. Die letzte Nacht vor Rom verbringe ich auf einem Campingplatz am wunderschönen Lago di Bracciano, ein riesiger kreisrunder See in einer Vulkan-Caldera.

In Rom fahre ich zu Elisabeta und Gabriele, die mit Sohn Alessandro und Katze Buffy recht weit entfernt vom Zentrum wohnen. Abends laden sie mich zu einem typisch römischen Abendessen in der Nachbarschaft ein und wir sitzen bis nach Mitternacht. Ich bin überwältigt von der Gastfreundschaft der beiden.

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